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Ilona Picha-Höberth

Märchen als Lebensskript im Horoskop

Märchen vermitteln Lebensbilder, sie erzählen von Aufgaben und Prüfungen, die der Held annehmen und bestehen muss, um am Ende die Prinzessin befreien oder den Schatz heben zu können. Dabei stehen ihm i.d.R. treue Helfer zur Seite, die er aber auch braucht, um den bösen Hexen und Ungeheuern, die sich ihm in den Weg stellen, trotzen zu können. Märchen sind bildund wortgewordene Analogien zu allen Herausforderungen, die das menschliche Leben bietet. Jeder von uns muss sich dieser/seiner Heldenreise auf seine ganz persönliche, individuelle Art stellen und sein Lieblingsmärchen gibt symbolisch Aufschluss darüber, mit welchen Feinden, aber auch mit welchen Hilfen – im Innen, wie im Außen - er dabei rechnen kann. Demnach bieten Märchen einen Leitfaden für den Umgang mit unserem innerseelischen Potential.

Das ist jedoch nichts Neues. Seit Jahren bereits füllen die Interpretationen bekannter Märchen auf mehr oder weniger befriedigende Weise psychologische Lehrbücher und Lebensratgeber. Was den meisten von ihnen trotz aller Eingängigkeit fehlt, ist das Verständnis für grundlegende ganzheitliche Zusammenhänge. Darüber verfügt aber nun gerade die Astrologie, die es ja, wie kein anderes psychologisches System bisher, versteht, alle dem menschlichen (Er-) Leben immanenten Aufgaben und Ereignisse, ganzheitlich symbolisch zu betrachten. Die Symbole eines Mythos, Märchens oder einer archetypischen Geschichte sind aus astrologischer Sicht klar und eindeutig zu lesen, ohne dass die Gefahr eines zu freien und damit vielleicht irregeleiteten Interpretierens gegeben ist. Ein Berg, ein Stein, eine lange Wanderung durch die Wüste, das alles sind in der astrologischen Terminologie eindeutig Saturnsymbole und deshalb ist hier die Aufgabe des Helden auch klar erkennbar: es geht um einen innerseelischen Rückzug, der zu Bewusstwerdung und Reife führt. Vielen Ratgebern fehlt aber genau diese Grundlage der ganzheitlichen Betrachtung bei der  Märcheninterpretation, weshalb so manche Erklärung ein wenig willkürlich erscheint.

Dennoch hat aber erst die Bereitschaft namhafter Psychoanalytiker, so z.B. Carl Gustav Jung oder Erich Fromm, Mythen und Märchen als wesentlichen Teil des kollektiven Erinnerungsvermögens der Menschheit zu betrachten, einen unermesslichen Beitrag zu mehr Verständnis für die Vielschichtigkeit unserer menschlichen Existenz geleistet.
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Bei der von mir vorgestellten Methode wird das gewählte Märchen als Analogie zum Lebensskript betrachtet. In einigen Fällen zeigt sich jedoch, dass es nicht immer das Lieblingsmärchen ist, welches prägend wirkt, sondern dass mitunter gerade ein Märchen, gegen das eine stark emotional geprägte Ablehnung gehegt wird, als Skriptmärchen dienen kann. Dieses Märchen weist dann ebenfalls in seinem Verlauf Gleichungen zur eigenen Lebensgeschichte auf und kann, je nach Thematik, unterschiedliche, möglicher-weise sogar auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende Interpretationen zulassen. ...

...Hier zeigt sich auch, dass die Identifikation mit einer Märchenfigur nicht grundsätzlich geschlechtsspezifisch ist. Eine Verbindung kann sowohl mit einer weiblichen, als auch mit einer männlichen Person im Märchen stattfinden. Meist stellt sich während der intensiveren Beschäftigung und dem Abgleich zwischen dem Lieblingsmärchen und dem Lebensskript (Horoskop) heraus, dass in unterschiedlichen Entwicklungsphasen  ohnehin Identifikationen mit mehreren oder vielleicht sogar allen Personen im Märchen stattgefunden haben (s. hierzu auch Fallbeispiel Clemens: Brüderchen und Schwesterchen). Das Lieblingsmärchen gibt also nicht zwangsweise immer übereinstimmende, gleiche Synchronisierungen vor. Die Kunst bei der Interpretation ist es also herauszufinden, welche Identifikation gerade vorliegt und wie dem Klienten diese Muster auf konstruktive Art anschaulich gemacht werden können.

Bei der Einbeziehung des Lieblingsmärchens des Klienten in die astrologische Beratung ist es deshalb besonders wichtig, keine Überstülpungen vorzunehmen nach dem Motto:

Märchen XY = Problem YX.

Das Lieblingsmärchen ist genauso wenig wie das Horoskop eine Schablone, die für alle die gleichen Ausschnitte zulässt, sondern ein Archetypus für individuelle Lebenserfahrungen. Die Verbindung zwischen Lebensmärchen und Horoskop erweitert die Möglichkeit für den Berater, sich sensibel in die Psyche des Klienten hineinzuarbeiten.

Aber genauso, wie der Klient die einzelnen Aspekte seines Horoskops in einer astrologischen Sitzung durch das Erzählen seiner persönlichen Erfahrungen erst mit »gelebtem Leben« füllt, so können auch seine tatsächlichen Erlebnisse das gewählte Skriptmärchen erst mit seinem individuellen Lebensmuster verbinden.

Der Astrologe dient hier, wie dort als Dolmetscher, der hilft, die unbewussten Strukturen des Märchens bzw. des Horoskops bewusst zu machen, um somit Möglichkeiten aufzuzeigen, die sich ständig wiederholenden Muster im Leben des Geborenen zu durchbrechen.

Die Diskussion, die in den letzten Jahren darüber geführt wird, ob ein Märchen nun ausschließlich entweder psychoanalytisch oder nur systemisch betrachtet wird (oder sogar werden darf) ist demnach müßig – jede Form hat ihre Berechtigung und lädt uns auf eine spannende Reise in die Welt der archetypischen Symbole ein und was würde uns hierbei als besserer Wegweiser dienen, als die Astrologie, da sie doch die Sprache der Symbole schlechthin ist?

Auszug aus: Ilona Picha-Höberth „Wer küsst Rapunzels Schuh?“, CreAstro Verlag Wasserburg




Zertifikate

Zertifikate der Grundausbildungen tragen neben dem Namen der Astrologie- und Tarotschule München | Sabine Lechleuthner auch den Hinweis auf Hajo Banzhaf & Brigitte Theler. Für alle, die Astrologie und Tarot beruflich anwenden wollen, ist das ein Qualitätsmerkmal.