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Sabine Lechleuthner

Tarot als Entscheidungshilfe:

Der Wert vom Tarot bei einer Entscheidung zeigt sich an diesem Fallbeispiel. Häufig ist man so verstrickt in eigene Themen, dass man keinen klaren Überblick mehr hat. Tarot unterstützt Sie in so einer Lage.

Ausgangslage:
Herr W. hat von seinem verwitweten Vater sehr viel Geld überschrieben bekommen, sozusagen als Erbe, das er jetzt schon antreten darf. Seine Schwester S. darf auf Anordnung des sehr autoritären Vaters nichts davon wissen. Vater und Sohn haben ein inniges Verhältnis, während S. keinen Kontakt zum Vater hat. Herr W. und seine Schwester verstehen sich hingegen sehr gut. Der Vater wird bei den gemeinsamen Treffen und Gesprächen ausgeblendet. Nun kommt Herr W. zur Beratung. Ihn plagt ein schlechtes Gewissen, weil er allein der Nutznießer des Geldes ist. Seine Schwester hätte eine „Finanzspritze“ dringend nötig. Sie ist allein erziehende Mutter von 2 Kindern. Der Vater will seiner Tochter auf keinen Fall etwas vererben. Zu groß ist die Verletzung, dass der Kontakt von ihrer Seite her abgebrochen wurde.

Herr W. fühlt sich zwischen allen Stühlen sitzend. Er kann nicht lügen, sagt, wenn er seiner Schwester etwas abgibt, dann müsste er sagen, woher das Geld stammt. Wenn der Vater das herausbekäme, wäre das Verhältnis zu ihm beschädigt. Und seine  Schwester wäre wütend, würde den Vater eventuell zur Rede stellen wegen der Benachteiligung.  Schlimmstenfalls bezöge sich ihr Zorn auch auf Herrn W., weil er bevorzugt wurde.

Die Frage:
Herr W. kennt sich mit Tarot aus und hat das Entscheidungsspiel gelegt mit der Frage: Was passiert, wenn ich meine Schwester einweihe? Dies betraf Weg A. Und was geschieht, wenn ich das Geheimnis für mich behalte? Weg B. Weil ihn die Legung emotional sehr aufwühlte, wollte er sie gemeinsam gedeutet haben.

Die Legung:
Ausgangskarte = 4 der Kelche
Weg A: 8 Schwerter – Der Narr - Tod
Weg B: 8 Stäbe – Mäßigkeit – Der Wagen

Antwort:
Auffallend ist, dass der Signifikator – die 4 der Kelche – das Thema exakt aufgreift. Herr W. hat eine Chance bekommen, die er aber nicht wirklich nutzen kann, weil die begleitenden Umstände seinen Unmut wecken. Er ist verdrossen, verärgert, es ist ihm zu viel.


Weg A beginnt mit der 8 der Schwerter. Die Karte zeigt sehr gut, wie handlungsunfähig, ja geradezu gefesselt Herr W. sich fühlt. Gibt er sein Geheimnis preis, muss er mit Einschränkungen rechnen – das kann sowohl das Verhältnis zum Vater als auch die Beziehung zu seiner Schwester betreffen. Eine emotionale Durststrecke stünde ihm bevor.

Auf jeden Fall kann er seinen Reichtum nicht wirklich genießen.
Der Narr lässt darauf schließen, dass er leichtsinnig ist, wenn er die Bitte des Vaters in den Wind schlägt und seiner Schwester von dem Erbe erzählt. Die Situation könnte chaotisch werden, ihm eventuell entgleiten. Die positiven Seiten des Narren wären Abenteuerlust, Aufbruch ins Ungewisse, einen neuen Weg beschreiten, sich von der inneren Stimme leiten lassen – das aber könnte hier zum Abbruch der Beziehungen führen wie der Tod am Ende von Weg A signalisiert: Etwas geht zu Ende. Das könnte hier allerdings auch bedeuten, dass Herr W. sich nicht so viele Gedanken machen sollte, sich vielmehr locker und ungezwungen auf einen eigenen Weg machen darf und keine Verantwortung für die Haltung des Vaters zu übernehmen braucht. Loslassen, sich ablösen aus der ganzen Geschichte, die ihn unfrei macht. Herr W. gibt selbst an, dass der Tod ihn an dieser Stelle eventuell dazu auffordert, sich von der Möglichkeit, seiner Schwester von dem Geld zu erzählen, endgültig zu verabschieden.


Weg B sieht viel erfreulicher aus. Die 8 der Stäbe kündigen gute Neuigkeiten an, wenn Herr W. sein Geheimnis für sich behält. Das Durchbrechen einer starren Haltung – was durchaus ins Deutungsspektrum dieser Karte fällt – könnte hier angezeigt sein. Herr W. steht kurz vor einer Lösung des Problems durch Veränderungen, die schon in der Luft liegen.
Die folgende Karte Mäßigkeit verspricht Harmonie und Ausgeglichenheit. Sie zeugt vom Seelenfrieden, der gefunden werden kann durch die richtige Mischung oder das richtige Maß. Quälende Selbstzweifel, Schuldzuweisungen oder eigene innere Anklagen beruhigen sich mit der Mäßigkeit. Hier fungiert der Erzengel Michael als Seelenführer, eine innere Kraft, die aktiviert wird in Krisenzeiten, und die zur Heilung führt.
Der Wagen verspricht einen freudigen Aufbruch und einen Sprung nach vorn. Im übertragenen Sinn könnte Herr W. sich aus alten Mustern und Vorstellungen lösen und einen ganz eigenen Weg gehen – nachdem sich die Gemüter beruhigt haben. Es könnte sich um eine Befreiung handeln, die hier stattfindet.
Kurz gesagt, Entwicklungen sind bereits im Gang, die eine innere Aussöhnung versprechen und den Weg frei machen für Herrn W. in die Unabhängigkeit.
Nach der ersten Deutung der Legung kommt das Gespräch ins Fließen. Es gilt nun herauszufinden, welcher der beiden Wege, die ja lediglich Tendenzen aufzeigen, für Herrn W. gangbar ist – vielleicht auch in einer modifizierten Form. Herr W. sagt, dass die Option seine unguten Gefühle im Zusammenhang mit dem Erbe abzulegen, nicht funktioniert. Eine andere Lösung muss gefunden werden.
Herr W. denkt an zwei Varianten, die er ausprobieren möchte: Beim Anblick des Todes sagt Herr W. dass er ja eigentlich bereits vor dem Ableben des Vaters „geerbt“ hat.
Das erste Idee ist: Vielleicht könnte er die Hälfte dieses Geldes für seine Schwester anlegen und nach dem tatsächlichen Tod des Vaters mit der Schwester teilen.
Die zweite Idee ist: Dass er ein Gespräch mit dem Vater sucht und über den Zwiespalt, in dem er sich befindet, spricht. Dem Vater von der Lage der Schwester berichtet, von der dieser aufgrund des abgebrochenen  Kontakts nichts weiß.

Herr W. möchte im Sinne der Mäßigkeit an eine Aussöhnung appellieren, das richtige Maß finden in den Beziehungen aller Beteiligten. Interessant ist, dass beide Wege eine Aufbruchskarte enthalten. Der Antritt der Reise des Narren auf Weg A ist gedankenlos und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen. Der Wagen auf Weg B bedeutet einen bewussten Aufbruch in Richtung Freiheit.


Fazit:
Herr W. beschließt, das Geheimnis vorerst für sich zu behalten. Er nimmt die Legung zum Anlass mit seinem Vater zu sprechen. Nicht ohne Furcht vor dem Vater möchte er trotzdem seine Ansichten, Gefühle und  Befürchtungen offenlegen. Er ist gespannt, was dabei herauskommt. Sollte es nicht befriedigend enden, plant er eine weitere Legung anzuschließen.
Der Eremit ist die Quintessenz. Sich selbst ernst nehmen, sich treu bleiben, sich auf seine Kräfte zu konzentrieren, lautet der Ratschlag dieser Karte. Auf der Reise des Helden durch die Stationen der 22 Großen Arkana erfährt der Held vom Eremit nicht nur seinen Namen, sondern er erhält auch die Zauberwerkzeuge, um in der Unterwelt, wenn er seinen Ängsten begegnet, zu bestehen.

Autorin: Sabine Lechleuthner.




Zertifikate

Zertifikate der Grundausbildungen tragen neben dem Namen der Astrologie- und Tarotschule München | Sabine Lechleuthner auch den Hinweis auf Hajo Banzhaf & Brigitte Theler. Für alle, die Astrologie und Tarot beruflich anwenden wollen, ist das ein Qualitätsmerkmal.