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Sabine Lechleuthner

Tarotlegung: Der blinde Fleck.

Fallbeispiel:

Heute stelle ich Ihnen eine Tarotberatung vor, die mit dem Legesystem „Der blinde Fleck“ zu einer Lösung kam.

Sie handelt von Annette, die sich wegen eines Arbeitsproblems an mich wandte.

Annette ist 42 Jahre und arbeitet in einer mittelgroßen Firma als Assistentin der Geschäftsleitung. Die Arbeit macht ihr Spaß, sie organsiert das ganze Büro und hat damit auch Kontakt zu den Angestellten. Doch immer wieder gibt es Arbeitsstaus. Annette sieht sich vor Bergen von Arbeit sitzen und kann sich nicht erklären, warum das schon wieder so viel ist. Dann gerät sie unter Druck. Die Situation wiederholt sich. Annette glaubt nicht, dass es an den äußerlichen Arbeitsbedingungen liegt. Sie kommt in die Beratung mit der Bitte über Tarot herauszufinden, welches Problem sich dahinter verbirgt.

Das Legesystem Der „Blinde Fleck“ wurde von Hajo Banzhaf entwickelt aus dem sogenannten „Johari-Fenster“, einer psychologischen Methode, bei der man erfährt, wie sich die Selbstwahrnehmung von der Art wie uns andere sehen, unterscheidet. Damit gibt sie Auskunft über einen möglichen blinden Fleck. Deswegen wird die Legung auch so genannt.

Die Positionen:

1) Die eindeutige Identität = was jeder weiß = öffentlich (hier: 6 der Münzen)
Die Karte auf diesem Platz zeigt, in welchem Themenbereich wir uns genauso wahrnehmen wie uns andere wahrnehmen.

2) Der blinde Fleck (hier: Der Magier)
Hier veranschaulicht die Karte unsere Verhaltensweisen, und den Eindruck, den wir auf andere machen, eben alles, was wir aussenden und andere an uns wahrnehmen, ohne dass uns das voll bewusst ist.

3) Der Schatten, das Verborgene – wie man sich selbst einschätzt – geheim (hier: 10 der Stäbe)
Damit sind Wesensseiten gemeint, die uns zwar bekannt sind, die wir aber aus welchen Gründen auch immer für uns behalten, vielleicht sogar richtig verheimlichen. Die Karte auf der Position macht deutlich, was das ist.

4) Das große Unbekannte = unbekannt (hier: Der Mond)
Damit sind unbewusste Prozesse und unbewusst treibende Kräfte gemeint, die wirksam sind, ohne uns oder anderen bekannt zu sein.

 

Deutungsabfolge:
Man beginnt mit der Karte auf Platz eins. Sie ist am leichtesten zu deuten.
Danach nimmt man sich die Karte auf Position 4 vor, die das Unbekannte betrifft. Hier geht es um eine der wichtigsten Punkte der Legung, denn das Unbekannte ist häufig am meisten wirksam. Die Karte auf Platz 3 zeigt die Selbsteinschätzung, die Karte auf Platz 2 weist auf die Fremdeinschätzung hin. Wenn die Aussagen weit auseinanderklaffen, sich also Selbsteinschätzung und Fremdwahrnehmung stark unterscheiden, dann hat man meist ein falsches Selbstbild.

Deutung:
Mit der 6 der Münzen auf Platz 1 wissen sowohl Annette als auch alle anderen, dass sie hilfsbereit und großzügig ist. Sie achtet sehr darauf, dass alle Beteiligten von der beruflichen Situation profitieren, dass ein gewinnbringender Austausch zwischen Geben und Nehmen stattfindet. Dabei kann sie anderen Ratgeber sein, aber auch selbst gute Tipps annehmen. Annette hat ein instinktsicheres Gespür für lohnende Aktivitäten. Mit ihr entstehen Win-win-Situationen für sie selbst, den Chef, die Kunden und die Kollegen.

Das, was keiner weiß, also nicht einmal Annette, verrät die Karte Der Mond. Sie zeigt viele Facetten zu einem Thema: Es geht hier um die Seele, die Empfindungen. Das können zum einen Träume und Fantasien sein, zum anderen jedoch auch Alpträume, Ängste, Zweifel und Unsicherheiten. Gefragt, welche Seite auf Annette zutrifft, gibt sie zuerst an, dass Sie ab und zu die Seele baumeln lässt, Musik hört und sich „wegträumt“, was ihr aber meist ein schlechtes Gewissen bereitet. Ich frage vorsichtig weiter. Langsam erhellt sich eine weitere Komponente: Annette hat Angst zu versagen bzw. einen Fehler zu machen. Sie hat unterschwellig das Gefühl, „geprüft“ zu werden. Sie erinnert sich, dass in ihrer Familie (Mondbezug) der Leistungsanspruch sehr hoch war. Sie wurde selten gelobt, dafür aber viel gefordert und schnell kritisiert.

Nun geht es weiter mit Platz 3, die Selbstwahrnehmung. Hier findet sich die 10 der Stäbe. Annette glaubt, dass ihre Leistung nie genügt. Sie ist überkritisch mit den Ergebnissen, will immer alles völlig perfekt erledigen. Dieser hohe Anspruch überfordert sie. Sie kontrolliert immer wieder, ob alles richtig ist. Das kostet Zeit. Sie versucht dieses Verhalten vor den Augen der anderen zu verbergen. Schließlich möchte sie als kompetent und sicher wahrgenommen werden.

Der blinde Fleck zeigt nun ganz deutlich, was los ist. Die Menschen in ihrem beruflichen Umfeld sehen in ihr den Magier, das heißt, sie erleben sie als außerordentlich tüchtig. Sie kann sich durchsetzen, hat viele Talente und meistert jede Situation mit großem Geschick. Aufgrund ihres Erfolgs, scheint es verwunderlich, dass sie diese positiven Seiten nicht wahrnimmt.

Fazit:
Schon als Kind musste Annette viel leisten, der Vater war streng und fordernd. Über die Erledigung verschiedenster Aufgaben, die sie in frühen Jahren schlichtweg überforderten, versuchte sie ihn zufriedenzustellen und seine Zuneigung zu gewinnen, was nur selten gelang. Sie wurde häufig als ungeschickt und verträumt kritisiert. Sie hat eine sehr kreative, musische Seite, die sie gern mehr ausleben würde. Hierfür gab es keine Anerkennung als Kind. Im Job macht sich diese Anlage durch originelle Lösungsstrategien bemerkbar, aber auch durch eine hohe soziale Kompetenz.

Wie das verborgene Wissen (10 der Stäbe) und die Herkunftsgeschichte zeigen, glaubt Annette nicht an Ihre Fähigkeiten. Die Tatsache, dass sie nicht fertig wird mit ihrer Arbeit, wurzelt in ihrer Unsicherheit und ihrem hohen Anspruch an sich selbst. Dabei hat sie die Rolle des Vaters sehr verinnerlicht (Über-Ich), sie stellt nun seine damaligen Forderungen selbst an sich. Das kann nicht gutgehen, sondern mündet in einem Zuviel. Damals wie heute. Der blinde Fleck macht es zusätzlich deutlich: Annette hält längst nicht so viel von sich, wie die anderen von ihr. An diesem Punkt sollte sie ansetzen. Es geht darum, sich von alten Elternmustern zu befreien. „Die Fakten anschauen, dann urteilen“, fordert die Gerechtigkeit, die hier als Quintessenz auftaucht. Im zunehmenden Vertrauen auf ihre vorhandenen Fähigkeiten, könnte Annette „locker lassen“, was zusätzliche Energie freisetzt. Sie könnte sich dann auch mehr ihrer kreativen Seite widmen – und dies ganz ohne Schuldgefühle.

Sabine Lechleuthner




Zertifikate

Zertifikate der Grundausbildungen tragen neben dem Namen der Astrologie- und Tarotschule München | Sabine Lechleuthner auch den Hinweis auf Hajo Banzhaf & Brigitte Theler. Für alle, die Astrologie und Tarot beruflich anwenden wollen, ist das ein Qualitätsmerkmal.