Publikationen
Sabine Lechleuthner
Ein Fallbeispiel mit der Lege-Methode Das Kleine Kreuz
Tarot besteht aus 78 Karten, die „in wundersamer Weise diese Welt erklären. Doch woher es stammt, und wer es erfunden hat, und was man damit tut, entzieht sich meiner Kenntnis“. Diese Worte stammen von einem Dominikanermönch aus der Nähe von Basel im Jahr 1374.
Heute wissen wir, was die Karten bedeuten. Und wie wir sie einsetzen, um Auskunft zu erhalten über Beruf, Liebe, Gesundheit und alle möglichen Themen, die uns im Alltag beschäftigen. Manchmal aber werden sie wichtiger denn je, wenn es sich um lebensveränderliche Entscheidungen handelt.
Die Tarotkarten bieten uns eine wertvolle Orientierungshilfe für alle Lebenslagen. Dabei sollten wir jedoch Hajo Banzhafs Aussage „Die Karten sind ein guter Diener, aber ein schlechter Herr“ berücksichtigen. Das heißt, wenn wir unser Leben vollständig nach den Karten richten, machen wir uns abhängig. Auf die richtige Dosierung kommt es an.
Wie funktioniert Tarot?
Man geht davon aus, dass der Frager mit dem Thema, das ihn gerade beschäftigt, so in Resonanz ist, dass er auch die passenden Karten dazu wählt. Er zapft somit unbewusste Schichten seiner Psyche an, die mehr wissen als das Wachbewusstsein. So ähnlich funktioniert das auch mit Traumbildern.
Wie geht man vor?
Man stellt eine Frage und sucht das passende Legesystem dazu aus. Dann werden die Tarotkarten gemischt, gezogen und ausgelegt. Über die einzelnen Positionen des Legesystems beleuchtet man verschiedene Facetten, die zum Thema gehören. Man erfährt auch, was gerade keine Rolle spielt für die Frage. Das ist insofern wichtig, weil man sich manchmal mit Dingen beschäftigt, die überhaupt nicht von Bedeutung sind für ein Problem.
Dann deutet man die einzelnen Karten und am Schluss kombiniert man die Aussagen gemäß der Position, auf der die jeweilige Karte liegt. Kompliziert? Es ist einfacher als man denkt. Vor allem, wenn man das Deuten gelernt und ein wenig eingeübt hat.
Wie lange ist eine Legung wirksam?
Bei kleineren Legungen, also Legesystemen mit wenigen Karten erstreckt sich die Dauer auf etwa 3 – 6 Wochen. Bei größeren Legungen mit 7 – 12 Karten etwa ½ Jahr. Wer möchte, kann vorab die Dauer auch selbst festlegen. Eine Zeitdauer sollte allerdings nicht länger als 1 Jahr betragen.
Wir machen ein Beispiel, das auf einer realen Frage beruht.
Frau A. kommt in die Beratung mit folgendem Thema:
Ich arbeite normalerweise gerne. Doch schon seit einiger Zeit gibt es keine Aufwärtsbewegung mehr. Alles stagniert am Arbeitsplatz. Die Routine langweilt mich. Ich möchte wieder mehr Lebendigkeit spüren. Ich schlage die Legung „Das kleine Kreuz“ vor. Hier erhält man eine kurze, prägnante Antwort.
Frau A. zieht 4 Karten, die wie folgt ausgelegt werden:
Deutung:
Position 1:
Der „Ritter der Münzen“ fungiert hier als Signifikator, er spiegelt das Thema, das, worum es Frau A. geht. Der Ritter der Münzen bezeichnet ein solides geschäftliches Umfeld oder Klima. Er zeigt auch, dass Frau A. Freude an der Arbeit hat. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Dieser Ritter kann auch eine gewisse Sturheit oder Routine und wenig Weiterentwicklung anzeigen. Er ist der einzige der vier Ritter im Tarot, der steht. Alle anderen sind in Bewegung. Somit zeigt die Karte, dass Frau A. zwar Sicherheit und Stabilität über die Arbeit erlebt, dass sie aber auch Routine und Unbeweglichkeit erfährt.
Position 2:
Die „4 der Kelche“ zeigt, was Frau A. nicht tun sollte: sich aus Überdrüssigkeit schmollend zurückziehen. Auch wenn sie die Situation „satt hat“, sollte sie jetzt nicht zumachen. Sie könnte dabei wichtige Chancen übersehen.
Position 3:
„Der Magier“. Frau A. sollte vielmehr aktiv werden. Sie hat alle Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein. Sie ist Meisterin ihres Geschicks. Selbstbewusst und voller Selbstvertrauen sollte sie nun loslegen, Ihre Möglichkeiten erkennen und die berufliche Situation geschickt zu Ihren Gunsten gestalten.
Position 4:
Die „10 der Münzen“ verspricht Fülle und Reichtum – innerlich wie äußerlich. Es handelt sich um eine Erfolgskarte.
Zusammenfassung:
Frau A. möchte die Stagnation am Arbeitsplatz zugunsten mehr Abwechslung verändern. Dabei sollte sie sich nicht verärgert über die Lage zeigen und sich zurückziehen, sondern selbst aktiv werden und bewusst eine neue Lage anstreben und mitgestalten. Ihre Kraft und Ausdauer werden zu dem gewünschten Erfolg führen. Dabei wird sie nicht nur in Bezug auf die Arbeitsinhalte frischen Wind erleben, sondern auch auf der seelischen Ebene Freude und Zufriedenheit zurückerlangen.
Am Schluss bildet man aus den Zahlen aller Karten die Quersumme (4+1+10 = 15 = 6) und erhält dadurch einen abschließenden Rat der Karten:
Die Quersumme führt zunächst zur Karte Der Teufel, die Abhängigkeit und Ohnmacht anzeigt. Wenn sich Frau A. damit auseinandersetzt und die negative Lage als Motor nutzt, kommt sie von der 15 zur Karte 6 Die Liebenden (15 = 1+5 = 6). Sie fühlt sich befreit und äußerst lebendig am Arbeitsplatz, und ist wieder mit vollem Herzen dabei.
Zusatzinfos:
Auffallend ist, dass hier 2 Münzkarten erscheinen. Im Zusammenhang mit beruflichen Themen sind Münzkarten – zumindest die positiven – wünschenswert. Sie sagen etwas über Stabilität, Sicherheit, Existenz, Werthaltigkeit aus und beziehen sich auf konkrete Dinge oder Sachverhalte.
Die Kunst bei der Deutung liegt darin, die richtige Frage zu stellen und das passende Legesystem auszusuchen. Dabei ist auch wichtig, die Frage auf dem Hintergrund der spezifischen Situation der Fragerin / des Fragers zu berücksichtigen. Die Verbindung aus Frage + persönlichem Hintergrund + Legeposition und Deutung wird im Grundkurs gelernt und vertieft eingeübt.
Sabine Lechleuthner