Publikationen


Rolf Liefeld

Der Fische-Aszendent am Beispiel Robert Redford

Autor: Rolf Liefeld
Erschienen zuerst im IFA-Newsletter Nr. 10 vom 20.09.2016

Es gibt eine Spezies von Menschen, die für Astrologen vielleicht deswegen besonders interessant ist, weil sie besonders selten ist: diejenigen mit Fische-Aszendenten. Es steigen ja nicht alle Tierkreiszeichen gleich schnell auf, dies hat mit der Kippung der Erdachse gegen die Ekliptik um 23,5° zu tun. Das Tierkreiszeichen, auf das die Erdachse gerichtet ist, steigt am schnellsten auf, und das sind eben derzeit noch die Fische. Irgendwann wird es einmal der Wassermann sein.

Und hier eingeschoben auch gleich noch eine kleine enttäuschende Nachricht für alle New-Age-Fans: nein, wir leben noch nicht im Zeitalter des Wassermanns, so sehr das auch immer wieder herbeigeschrieben oder gesungen (man denke an das Musical „Hair“: This is the dawning of the age of Aquarius). Das wird mindestens hundert Jahre, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit noch länger dauern. Wie lang genau, weiß man nicht so recht, da die genaue Gradverschiebung des siderischen gegen den tropischen Tierkreis nicht bekannt ist. Diese Verschiebung, Ayanams(h)a genannt, wurde von unterschiedlichsten Astrologen berechnet, aktuell beträgt sie etwa 25°. Wenn nun die Erdachse sich in ihrer Präzession in etwa 70 Jahren um 1° weiterbewegt im ekliptikalen Tierkreis, so kann sich jeder leicht ausrechnen, dass wir wohl noch gut 300 Jahre im Fische-Zeitalter leben.

Das Fische-Zeichen steigt in unseren Breiten nur für etwa eine Stunde pro Tag am Horizont auf, bei der gegenüberliegenden Jungfrau sind es fast drei Stunden. Daraus folgt, dass bei den in den mittleren nördlichen Breiten geborenen Menschen durchschnittlich nur jeder 24. einen Fische-Aszendenten hat (1 Stunde von 24 Stunden entspricht 1/24 Tag, das entspricht etwa 4%), aber etwa jeder 8. einen Jungfrau-Aszendenten (3 Stunden von 24 Stunden entspricht 1/8 Tag, das sind gut 12%). Menschen mit Fische-Aszendenten sind somit die seltensten Aszendenten des Tierkreises, zumindest in unseren Breiten.

Soweit dieser astronomische Exkurs. Insbesondere im Promi-Bereich sind die gesicherten Fische-Aszendenten  aber nun besonders selten zu finden, nicht, weil es sie seltener gäbe als bei allen anderen, sondern weil  bei vielen die Geburtszeit nicht genau bekannt ist. Angenommen, die Geburtszeit (was recht häufig ist) ist nun auf 1 Stunde oder maximal auf 30 Minuten genau bekannt: kommt hier der Aszendent nicht genau in der Zeichenmitte der Fische zu stehen, sondern etwas am Rand des Zeichens zu stehen, ist durch die Fehlerquelle ungenaue Geburtszeit nicht sicher zu sagen, ob er denn nun noch im Wassermann, wirklich in den Fischen oder doch schon im Widder liegt. Somit ist es recht selten, einen wirklich bestätigten prominenten Vertreter dieser Aszendenten-Zeichen zu finden.

Eines dieser seltenen „Tierchen“ werden wir uns nachfolgend mal ein wenig näher ansehen, und versuchen festzustellen, ob das, was man diesen Aszendenten so allgemein nachsagt, bei diesem speziellen Zeitgenossen auch zu beobachten ist. Subjekt unserer Untersuchung ist Robert Redford, geboren am 18. August 1936 um 20:02 Uhr in Santa Monica. CA. Für exakt diese Geburtszeit liegt die Geburtsurkunde vor. Da dieser Herr nun dieses Jahr auch seinen 80. Geburtstag feiern durfte, ist dies noch ein zusätzlicher Grund, sich sein Horoskop einmal etwas anzusehen.

So, eines dürfen sich diejenigen, die bestimmte Fische-Vorurteile haben, sich hier gleich mal abschminken: etwa, dass Fische-Aszendenten besonders esoterisch, durchsichtig oder vielleicht auch zart gebaut sein müssten. Wenn man sich ein Bild für markante Männlichkeit machen wollte – Robert Redford wäre sicher ein gutes Beispiel. Wer sich nun mokieren wollte, dass dies in der Astrologie doch gar nicht so gesehen würde, dem sei ein Beispiel aus den 1950er Jahren gegeben, aus Baumgartners Astrologischem Auskunftsbogen Nr. 36. Der Text zu nebenstehendem Bild lautet: „Auch hier ist der Blick typisch, auch diese Menschen ‚sehen durch einen hindurch‘, aber mit nassen verschwommenen Fisch-Augen, die manchmal über Tränensäcken träumen. In der Jugend auffallend reiches, sehr weiches, lockiges Haar. Gesicht unharmonisch, Nase unschön, Mund ausdruckslos, früh Doppelkinn. Einem oft unfassbar reichen Innern steht ein mattes, blasses Äußeres gegenüber.“ Froh sein müsste nach dieser Beschreibung, wer bloß keinen Fische-Aszendenten hätte, Redford, und nicht nur er, belehrt uns hier glücklicherweise eines Besseren! 

Interessanter wird es schon, wenn wir die Eigenschaften betrachten, die Robert Redford auszeichnen. So lebt er beispielsweise privat recht zurückgezogen und legt keinerlei Wert darauf, dass sein Privatleben an die große Glocke gehängt wird. Er möchte es für sich behalten, und das passt schon viel besser zu diesem Aszendenten, der sich entblößt fühlen würde, wollte man ihn auf dem Präsentierteller haben, und wohl auch beschämt. Seine Einfühlsamkeit, Sensibilität und ein daraus folgendes Bedürfnis, anderen zu helfen, und sich für Belange Benachteiligter einzusetzen, zeichnet ihn als Fische-Aszendenten besonders aus. Er engagiert sich nicht nur im Umweltschutz und arbeitet hier in der Umweltstiftung Natural Resources Defense Council, die sich für die Reduktion von Treibhausgasen einsetzt. Er setzt sich ebenso auch für die Rechte von Schwulen und Lesben ein, oder sprach sich vehement gegen die Versteigerung heiliger Objekte der Hopi-Indianer aus, bezeichnete sie als Sakrileg und kriminelle Handlung. Auch als Schauspieler engagierte er sich im sozialen Bereich, er gründete das Sundance Institut, dessen Ziel die Förderung unabhängiger Filmemacher und ihrer Werke ist. Ab 1984 findet jährlich das Sundance Film Festival statt, bei dem Filme gezeigt werden, die sich nicht am Massengeschmack orientieren, dafür aber künstlerisch wertvoll sind.

Redford ist ja nicht nur Schauspieler, er inszenierte auch einige Filme, in denen er dann auch selbst auftrat. Hier lässt sich seine Vorliebe für sensible Filmthemen noch weit besser erkennen, als in seiner reinen Schauspieltätigkeit, wo er durchaus immer wieder den harten, zupackenden männlichen Part verkörperte. Doch gerade Filme wie „Der Pferdeflüsterer“ oder „In der Mitte entspringt ein Fluss“ zeigen auch die sensible Seite des Schauspielers, und als Regisseur konnte er hier natürlich viel stärkeren Einfluss auf die Auswahl des zu verfilmenden Themas nehmen. Im Pferdeflüsterer zeichnete ihn nicht nur seine Sensibilität und Liebe zu Pferden aus, auch als Therapeut des Teenagers Grace, die mit ihren pubertären Problemen kämpfte, konnte er hier brillieren. Bei dem Film „In der Mitte entspringt ein Fluss“ ist besonders die ruhige, unaufgeregte Handlung zu nennen, in dem sich eine sensibel erzählte Vater-Sohn-Geschichte entfalten kann, ohne von irgend einer Actionhandlung erdrückt zu werden. Den Oscar erhielt er für seine Regie- und  Schauspielerleistung in „Eine ganz normale Familie“, in dem er die Abgründe hinter der ach so heilen Fassade aufdeckt, und auch hier zeigt sich seine sensible Art, darin, wie sich Vater und Sohn gegenseitig Halt geben, dies sicher ein Ideal, wie man es sich bei einem Fische-Aszendenten gut vorstellen kann. Nebenbei fand er hier auch einen Weg, seine eigene schwierige Kindheit aufzuarbeiten.

Nun sollten wir hier aber nicht den Fehler machen, Redford auf seinen Aszendenten zu reduzieren, viele seiner Eigenschaften rühren aus ganz anderen Konstellationen seines Horoskops. Sein trotz Fische-Aszendenten ausgeprägtes Bedürfnis, sich selbst zu verwirklichen und dabei durchaus auch zentrale Figur zu sein und im Mittelpunkt zu stehen, ist sicher auch Sonne und Mars im Löwen geschuldet. Der Löwe-Mars im 5. Haus verlangt auch nach einem künstlerischen Ausdruck, in dem nicht unbedingt Sensibilität, sondern auch mal seine markanten männlichen Eigenschaften zum Ausdruck kommen. Immer jedoch übernahm er die Rolle eines Sympathieträgers in den Filmen, nie würde er den fiesen Bösewicht verkörpern –hier bleibt sich Redford bei aller schauspielerischen Flexibilität selbst treu. Dies könnte durchaus ein Ausdruck des Schütze-Jupiter im 9. Haus sein, der seinen Idealen immer treu bleibt und sich nie für irgendetwas selbst verrät. Verstärkt wird dieser Idealismus noch durch die Quadratur zu Neptun – und nicht zuletzt dadurch, dass Jupiter als auch
Neptun die Herrscher des Fische-Zeichens sind, womit wir wieder beim Aszendenten angekommen wären.

Bildnachweis:
Robert Redford 2012: Wikimedia Commons, U.S.-Botschaft in London, gemeinfrei




Zertifikate

Zertifikate der Grundausbildungen tragen neben dem Namen der Astrologie- und Tarotschule München | Sabine Lechleuthner auch den Hinweis auf Hajo Banzhaf & Brigitte Theler. Für alle, die Astrologie und Tarot beruflich anwenden wollen, ist das ein Qualitätsmerkmal.