Publikationen
Erik van Slooten
Glauben Sie an Astrologie?
Eine wahre Geschichte
Humorvoll erzählt Erik van Slooten, wie er auf „Das Manifest gegen die Astrologie“ reagierte und sich dabei sehr erfolgreich für die Astrologie einsetzte.
Ich sitze im Zug und lese ein Astrologiebuch.
Plötzlich ruft der Mann gegenüber mir empört:
„Glauben Sie an Astrologie???“
„Nein,“ antworte ich, „Astrologie ist unglaublich, weil sie funktioniert.“
Über meine Antwort denkt der Mann angestrengt nach und meint dann:
„Hm… auf keinen Fall, Herr Sterngucker, können Sie mich überzeugen.“
Meine Reaktion:
„Das will ich auch überhaupt nicht, denn Astrologie-Ungläubige lassen sich nicht überzeugen, sondern sie sterben allmählich aus.“
Ende dieses Zug-Gesprächs.
Das Manifest gegen die Astrologie
1975 erschien weltweit in allen wichtigen Zeitungen das „Manifest gegen die Astrologie“, unterschrieben von 186 Wissenschaftlern, darunter viele Nobelpreisträger. Das Manifest begann mit folgenden Worten:
„Es ist einfach ein Irrtum, zu glauben, dass die Kräfte, welche die Sterne und die Planeten im Augenblick der Geburt ausstrahlen, auf irgendeine Weise unsere Zukunft beeinflussen können. Wir meinen, es sei höchste Zeit, die hochtrabenden Aussprüche der astrologischen Scharlatane zu entlarven und zu widerlegen.“
Ich war damals Lehrer an einer Europäischen Schule. Weil alle in der Schule wussten, dass ich mich mit Astrologie beschäftige, wollten meine Kollegen und auch viele Schüler wissen, wie ich auf dieses Manifest reagieren würde.
Mit meinen Kollegen, die das Fach Philosophie unterrichteten, vereinbarte ich, dass ich in ihren Oberstufen-Klassen eine Gaststunde geben würde, in der ich das Manifest kommentieren sollte.
Weil diese Gaststunden ein großer Erfolg wurden, baten meine Kollegen mich, auch in den darauffolgenden Jahren, diese Stunden immer wieder zu halten.
Am Anfang dieser Stunden schrieb ich drei Fragen an die Wandtafel:
1. Wer von euch glaubt nicht an Astrologie?
2. Wer von euch denkt, dass die Astrologie eine reelle Basis haben könnte?
3. Wer von euch hat noch keine definitive Meinung zum Thema Astrologie?
Diese drei Fragen führten dazu, dass sich in der Klasse drei Gruppen bildeten. Im Laufe der Jahre, in denen ich diesen Klassen jene drei Fragen stellte, geschah etwas Merkwürdiges: Während in den ersten Jahren nach dem Manifest alle männlichen und auch die meisten weiblichen Schüler sich gegen die Astrologie aussprachen und bei den Fragen 2 und 3 fast niemand die Hand hob, gingen im Laufe der folgenden Jahre bei Frage 2 und insbesondere bei Frage 3 immer mehr Hände in die Höhe und bei Frage 1 reagierten sie immer seltener. Selbstverständlich freute ich mich sehr über diese deutlich positive Entwicklung.
In diesen Unterrichtsstunden lag der Akzent vor allem auf der Behandlung der hartnäckigsten Missverständnisse:
1. Planeten und Sterne beeinflussen unser Leben.
2. Mit Astrologie kann man die konkrete Zukunft vorhersagen.
3. Es gibt nur 12 Menschentypen: Widder, Stier, Zwillinge usw.
Fast immer entbrannten in diesen Klassen die heftigsten Diskussionen, so dass eine Gaststunde nicht reichte und ich oft noch für eine zweite Stunde zurückkommen durfte.
Selbstverständlich war für mich als Astrologe dieser langjährige Diskurs mit den intelligenten jungen Menschen nicht nur lehrreich, sondern es wurde mir auch warm ums Herz dabei. Ich bin dafür noch immer dankbar.
Was das Manifest selbst betrifft: Schon schnell wurde bekannt, dass viele Nobelpreisträger das Manifest nicht unterzeichnen wollten, nicht weil sie Befürworter der Astrologie wären, sondern weil sie die Unwissenschaftlichkeit und insbesondere die rachsüchtige Ausdrucksweise im Manifest kritisierten.
Als BBC-Journalisten einige Unterzeichner des Manifests um ein Interview baten, wurde das verweigert, und zwar mit dem folgenden Argument: „Wir haben uns zu wenig mit der Astrologie beschäftigt.“
Es ist sonnenklar, dass die meisten Astrologie-Gegner keine Ahnung haben, wogegen sie eigentlich sind, denn sie befinden sich in folgendem Teufelskreis:
1. Astrologie ist Unsinn.
2. Deshalb ist es Zeitverschwendung, sich mit Astrologie zu beschäftigen.
3. Man kann die Zeit besser benutzen mit der Bekämpfung dieses Unsinns.
Die Astronomen im Rat deutscher Planetarien (RdP) verabschiedeten eine Erklärung, in der gefordert wurde, Astrologie-Kurse aus dem Programm der Volkshochschulen zu verbannen: „Öffentliche Bildungseinrichtungen, die mit Steuergeldern finanziert werden, haben die Aufgabe, die Astrologie als das darzustellen, was sie tatsächlich ist, nämlich Aberglaube und Pseudoreligion“, wetterten die Wissenschaftler. Aber ihr Wunsch wurde nicht erfüllt. Auch jetzt gebe ich noch manchmal Astrologie-Vorträge in Volkshochschulen (und werde dafür bezahlt).
Interessant ist, dass gerade in den Jahrzehnten nach dem Erscheinen des Manifests die Astrologie ihre größte Blütezeit erlebte (und noch erlebt)!
Fazit: Erwartungsgemäß hat das Manifest sein Ziel überhaupt nicht erreicht. Es war eher das Gegenteil der Fall.
Erik van Slooten:
Der Klassische Astrologe Erik van Slooten schrieb 11 Bücher und gibt Workshops und Vorträge in ganz Europa. Er ist auch bekannt als Astrokabarettist.