Sabine Lechleuthner

Tarot und die Tageskarte

Tarot galt im 14. Jh. noch als Kartenspiel. Doch schon bald erkannten Universalgelehrte in den Karten eine tiefere Bedeutung. Tarot wurde immer mehr zu Orakelzwecken verwendet.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Hinzugekommen ist, dass Tarot eng mit der Psychologie verknüpft wird, so wie es auch in der modernen, westlichen Astrologie praktiziert wird. Tarot bietet neben Selbsterkenntnis auch wichtige Orientierungs- und Entscheidungshilfe.

Es beruht darauf, das Wissen, das im Unbewussten vorhanden ist, anzuzapfen, und die Botschaften zu entschlüsseln ähnlich wie bei der Traumdeutung. Tarot macht deutlich, was in uns vorhanden ist, unsere Einstellung zu einem Thema, unsere Haltung und unser Empfinden.

Verstand und Vernunft verhindern häufig, dass wir zu unseren wahren Gefühlen und zu unserer Intuition vordringen. Mit den Tarotkarten und ihren Bildern gelingt uns das jedoch.

Wir stellen eine Frage zu Liebe, Beruf, Gesundheit oder auch zu unserem Blinden Fleck … und erhalten über das passende Legesystem eine Antwort.

Es gibt viele Legesysteme, zugeschnitten auf die unterschiedlichen Fragestellungen.

Am Anfang empfiehlt es sich jedoch, nicht gleich mit komplexen Systemen zu arbeiten. Vielmehr sollte man in die Tarotwelt hineinwachsen.

Hierzu zieht man am besten jeden Tag eine Tageskarte und lässt sie auf sich wirken. Was erzählt sie? Wie spricht sie zu einem? Welche Empfindungen und Assoziationen tauchen auf? Auf was macht sie uns aufmerksam?

Im Laufe der Zeit entwickelt man dann ein persönliches Verhältnis zu den Karten. Manche Bilder erscheinen dem einen herausfordernd, dem anderen jedoch einfach nur spannend. Es wird Karten geben, die man am liebsten wieder zurücklegen würde, andere wiederum entwickeln sich zu absoluten Lieblingskarten. Und auch diese Abneigungen und Vorlieben können sich wieder verändern.

Interessant ist auch, dass es Zeiten gibt, an denen eine bestimmte Karte immer wieder gezogen wird. Das Thema sollte man sich dann unbedingt näher anschauen.

Hier ein Beispiel für die Tageskarte Der Turm.
Der Turm sieht auf den ersten Blick erschreckend aus. Ein Blitz schlägt in das Gebäude ein und schleudert 2 sich offenbar darin befindende Personen unsanft nach draußen. Man kann nun mit Angst reagieren und die Karte ablehnen. Wichtig aber wäre zu überprüfen, ob es an dem Tag nicht an der Zeit wäre, aktiv eine Veränderung vorzunehmen? Ein überholtes Muster zu durchbrechen, eine neue Haltung an den Tag zu legen in Bezug auf eine Sache, oder sogar einen plötzlichen Durchbruch in einer Angelegenheit zu erzielen.

Noch in den Anfängen meiner Tarotlaufbahn zog ich morgens einmal den Turm als Tageskarte. Ich war sehr gespannt, was der Tag bringen würde. In München unterwegs, geriet ich in eine Umleitung und fuhr eine ungewohnte Strecke. Da entdeckte ich plötzlich einen wunderschön bemalten Wasserturm an der Straße, von Büschen umgeben. Ich hielt an und betrachtete das Kunstwerk. Dabei wurde mir in Bezug auf Tarot klar, dass eine Tageskarte nicht immer eine große Sache anzeigen muss, es kann sich wie in diesem Beispiel einfach um das Bild handeln. Am Morgen zog ich den Turm, am Nachmittag begegnet er mir unerwartet am Straßenrand. Dennoch steckt auch hier eine Einsicht dahinter: Dadurch, dass ich gezwungen war, gewohnten Pfad zu verlassen, eine andere, neue Route zu nehmen, hatte ich eine wichtige Erkenntnis.

Seither achte ich verstärkt darauf, was das Bild zeigt und ob es mir tagsüber vielleicht begegnet. Das schließt aber eine Bedeutung im übertragenen Sinne nicht aus.

Auch für Astrologen ist Tarot spannend, denn jede Karte hat auch astrologische Bezüge. Der Turm steht für Saturn, der Blitz für Uranus. Saturn kann uns einengen, uns Regeln setzen, die im Laufe des Lebens hinderlich sind, wenn wir sie nicht ab und zu überprüfen und korrigieren. Bei Uranus hingegen ist Neues, verbunden mit einer schnellen Entwicklung möglich. Eine bestehende Einengung kann gesprengt werden, Befreiung steht an. Dabei kann es sich auch um eine plötzliche Erkenntnis handeln, einen Geistesblitz, der den Durchbruch in einer Sache bringt. Selten steht der Turm für den Zusammenbruch eines Systems. Dann hat man meist zu lange gewartet mit einer Aktion, sie zeigt sich dann von außen kommend in Form eines plötzlichen Ereignisses, auf das wir reagieren müssen.

Auf jeden Fall schult die Tageskarte unsere Wahrnehmung für die Ereignisse des Tages. Es liegt sozusagen etwas in der Luft. Wer glaubt, zu sehr beeinflusst zu werden durch das Thema der Karte, kann auch am Morgen eine verdeckte Tageskarte ziehen und sie erst am Abend betrachten, um dann Rückschlüsse auf den Tag zu ziehen. Gab es vielleicht ein Ereignis, das im Zusammenhang mit der Karte stehen könnte? Es gibt Tage, an denen einem nichts auffällt in Bezug auf die Tageskarte. Oder man erkennt erst eine Woche später, dass mit der Karte eine Entwicklung begonnen hat, die nun Früchte zeigt. Sie sehen, was man alles zu einer einzigen Karte sagen kann. Dabei haben wir noch nicht einmal alle Symbole des Turms entschlüsselt. Ihre Aussage umfasst ein großes Spektrum.

Sie kann sich bildlich vordergründig zeigen, oder einen bedeutsamen ebenso wie einen spielerischen Hinweis zu einer Thematik geben. Wichtig ist, dass wir ihre Botschaft, die sich über Symbole äußert, verstehen.

In meiner Tarot-Grundausbildung lernen Sie genau das.
Was bedeuten die Symbole und die Zahl auf den Karten, welche Aussage hat die jeweilige Karte für den Tag oder auf den einzelnen Plätzen der Legesysteme? Was hat das mit der persönlichen Situation zu tun?

Sie tauchen ein in altes Wissen, das Bezug nimmt auf kosmische Zusammenhänge, psychologische Hintergründe, Mythologie, Archetypen … Die Ausbildung bietet Selbsterkenntnis und Unterstützung für sich und andere in allen Lebenslagen.

Sabine Lechleuthner
Bild: © Mit freundlicher Genehmigung Königsfurt-Urania Verlag

Unter der Rubrik Tarot können Sie Ihre Tarot-Tageskarte ziehen.