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Beatrix Braukmüller

Wie der Vater, so der Sohn...?

Es ist nicht immer leicht, den richtigen Beruf zu finden. Oftmals treten Schwierigkeiten bei der Berufswahl auf, die entweder durch die wirtschaftliche Situation bedingt sind oder aus den Schwankungen zwischen dem Berufswunsch und den wahren Anlagen resultieren. Möglicherweise ergreift man einen Beruf, der nicht den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entspricht, weil man sich beeinflussen lässt oder in die Fußstapfen des Vaters treten möchte bzw. muss, oder weil der Beruf als eine Tätigkeit verstanden wird, mit der man seinen Lebensunterhalt verdienen will. Aber kann oder sollte das die Grundlage für einen Beruf sein, den man Jahrzehnte lang ausüben möchte? Erfolg stellt sich erst ein, wenn wir mit Begeisterung einer Tätigkeit nachgehen, die uns Freude macht, in der wir sozusagen„aufgehen“.

Am Beispiel von Jules Verne (* 8. Februar 1828 - 12.00 LMT/12.06 GT – Nantes: 1°33’ W/47°13’ N) möchte ich zeigen, wie man vom Beruf zur Berufung finden kann.

Jules Verne wurde in eine Juristenfamilie hinein geboren, die über Generationen hinweg öffentliches Ansehen genoss und finanziell gut gestellt war. Er studierte Rechtswissenschaften in Nantes und Jura in Paris, denn für die Familie war es selbstverständlich, dass er als ältester Sohn die Anwaltskanzlei des Vaters übernehmen würde.

Auch wenn das damals nicht zur Diskussion stand, stellt sich heute die Frage: Ist Jules Verne für den Beruf des Juristen geeignet? Ein Rechtsanwalt, der in erster Linie Einzelpersonen vertritt, muss mit Überzeugung den Standpunkt seines Mandanten vertreten können, also die Fähigkeit zum Reden und Debattieren besitzen und knifflige juristische Fragen klären können. Laut Freiherr von Klöckler ist dazu eine Jupiter-Betonung notwendig, vor allem bei beamteten Juristen, und ein noch stärkerer Merkur-Einfluss, der durch die Betonung der Zeichen Zwillinge und Jungfrau ergänzt werden kann. Sonne-Mars- und Mond-Mars-Aspekte sowie eine stark gestellte Sonne fördern die Durchsetzung und Einflussnahme sowie das Auftreten als Autorität. Freiherr von Klöckler erwähnt ebenfalls die Besetzung des 12. Hauses, denn „der beste Jurist wird vielleicht gerade derjenige sein, der aus einem inneren Konflikt mit der Sozialität schließlich eine Kraftleistung nach der sozialen Seite ausführt.“

Betrachten wir das Horoskop von Jules Verne, finden wir einige Kriterien erfüllt:
Sonne und Merkur stehen am MC Wassermann in der Dominanz. Beide bilden ein Quadrat zu Jupiter als Herrscher vom DC Schütze, der wiederum mit dem Skorpion-Mond in Konjunktion steht. Der Zwillinge-AC verstärkt die Anlage zu einem Beruf, der mit Kommunikation zu tun hat, und gibt in dieser Kombination den Hinweis auf Redegewandtheit und Kontaktfreudigkeit. Doch reicht das für Jules Verne aus, um als Jurist Erfüllung zu finden? Haus 7, das auch für Prozessführung und Schlichtung von Streitigkeiten steht, ist unbesetzt und in Haus 9, das auch rechtlichen Angelegenheiten zugeordnet wird, steht Uranus im Steinbock.

Sicher ist Jules Verne aufgeschlossen, wissbegierig und besitzt intellektuelle Fähigkeiten (Zwillinge-AC). Sein Denken ist originell und fortschrittlich (Wassermann-ME) und befähigt ihn für eine führende Position in der Gesellschaft (SO/ME am MC). Dieser Aspekt lässt zwar auf Kreativität schließen, schränkt gleichzeitig aber die objektive Selbsteinschätzung ein, da Merkur einen Orbis von 4 Grad zur Sonne hat und somit als „verbrannt“ gilt: Der Geist identifiziert sich zu stark mit der Persönlichkeit. Da Merkur und Sonne im 10. Haus spannungsreich aspektiert sind, dürfte Jules Verne bei der Planung seiner Karriere auf Schwierigkeiten gestoßen sein. Er entwickelte sicher beruflichen Ehrgeiz und erwarb die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für eine erfolgreiche Karriere (ME in 10, Herr vom AC, Trigon AC), die er mit seinem Drang nach öffentlicher Anerkennung und seinem starken Erfolgswillen anstrebte, die aber längst nicht so verlief, wie sie ursprünglich von Vater und Sohn geplant war.

Welche beruflichen Anlagen besitzt Jules Verne tatsächlich?

Schauen wir uns die klassischen Berufshäuser an: Merkur als Herrscher des Zwillinge-AC im 10. Haus schafft ideale Voraussetzungen für eine berufliche Tätigkeit im kommunikativen Bereich, z. B. als Redner, Schriftsteller oder als jemand, der verbal Einfluss auf die Gesellschaft nimmt, was durch

Merkur/Sonne am MC verstärkt wird. Der Geist, das Denken ist allem Neuen gegenüber aufgeschlossen. Eine fortschrittliche, zukunftsorientierte individuelle Haltung wird von originellen Ideen, Intuition, Unvoreingenommenheit und Objektivität begleitet. Interesse für moderne Technik und universelle Zusammenhänge ist angezeigt (verstärkt durch MA Sextil UR in 9). Die spannungsreiche Aspektierung von ME/SO birgt jedoch die Gefahr, dass Jules Verne an utopischen Ideen festhält, die fernab der Realität liegen. Mit SO/ME Quadrat MO/JU sind hohe Erwartungen sowie der Zwiespalt zwischen bewusstem Wollen und anerzogenen Verhaltensmustern angezeigt, die bei Jules Verne zu mangelnder Ausgeglichenheit und gefühlsmäßiger Unsicherheit führten. Diese konnte er geschickt überspielen, indem er eine optimistische Lebenseinstellung, Selbstvertrauen und Willenskraft entwickelte (SO Trigon AC; MO/JU). So wirkte er nach außen unbeschwerter als er tatsächlich war. Aber es fiel ihm schwer sich seine seelischen Bedürfnisse zu erfüllen (MO/JU im eingeschlossenen Skorpion Quadr. SO/ME, MO Herr von 2). Das 6. Haus zeigt die Art der Arbeit an. Jules Verne möchte einer Tätigkeit nachgehen, die ihn gefühlsmäßig erfüllt, mit der er Erfolg hat (MO/JU) und mit der er auch anderen Menschen Freude bereiten kann (MO/JU Trigon VE in 11, Herr von 6) und die ihm ein sicheres Einkommen beschert (SA in 2 Trigon MO, Herr von 2 in 6). Seine Art der Arbeit ist von Phantasie und Einfühlungsvermögen, Vorstellungskraft und Ideenreichtum geprägt (Talentdreieck: MO/JU Trigon VE, Sextil NE; VE Sextil NE). Jules Verne dürfte es gelingen, seinen Visionen Gestalt zu verleihen (NE Opp. SA), zumal diese Planeten an einer Drachenfigur beteiligt sind, die einen deutlichen Hinweis auf Erfolg im Leben gibt, der von Jules Verne aktiv angestrebt wird (SO/MC). – Diese Anlagen und Bedürfnisse könnte er als Jurist kaum zur vollen Entfaltung bringen.

Während des Studiums beschäftigte sich Jules Verne intensiv mit Literatur und verfasste seine ersten Werke. Am 12. Juni 1850 fand die Uraufführung seines ersten Stückes „Les Pailles rompues“ statt. 1851 beendete Jules Verne sein Studium, ohne sich als Anwalt niederzulassen. Stattdessen entschied er sich für ein Leben als Künstler: „Die Literatur über alles, denn hier allein kann ich es zu etwas bringen, weil mein Geist unabänderlich auf diesen Punkt fixiert ist.“

Als Künstler setzte er enorme Energien und Aktivitäten ein, um Verbindungen zu knüpfen. Schon 1849 hatte er Alexandre Dumas in Paris kennengelernt, der ihm 1852 den Posten als Sekretär eines Theaterdirektors vermittelte. Dadurch bekam er wiederum Kontakt zu anderen Direktoren, Journalisten und Autoren. Jules Verne bewies Geschick im Umgang mit der Öffentlichkeit (Zwillinge-AC) und hatte gute Kontakte zu einflussreichen Personen (SO/ME am MC).

Die Spannungsaspekte von Sonne, Merkur und MC zu der Mond-Jupiter-Konjunktion im 6. Haus zeigten sich bei Jules Verne auch in gesundheitlichen Schwierigkeiten, die sich wiederum auf sein Berufsleben auswirkten: Er besaß eine nervöse Veranlagung, sein gesundheitlicher Zustand schwankte und wurde durch seinen verantwortungsvollen Posten so sehr beeinträchtigt, dass der Stress chronisches Magenleiden, Krämpfe und Gesichtslähmungen zur Folge hatte. Aufgrund dieser Beschwerden verzichtete Jules Verne darauf, die Leitung des Theaters zu übernehmen und versuchte, seine finanzielle Situation durch Nebeneinkünfte zu verbessern, wobei er von seiner Familie, an die er eine enge Bindung hatte, immer wieder unterstützt wurde (MO als Herr von 2. Konj. JU, Trigon SA in 2, Sextil NE in 8). Jules Verne musste für sein Geld hart arbeiten (SA in 2) und war von anderen abhängig (NE in 8). So bezahlte sein Vater auch den Berufswechsel, als sich Jules Verne nach seiner Heirat 1857 dazu entschloss, als Börsenmakler tätig zu sein, um für den Lebensunterhalt seiner Familie zu sorgen, obwohl der Vater von der Idee seines Sohnes nicht gerade begeistert war.

Dieses Zugeständnis machte Jules Verne aus rein rationalen Überlegungen, da er auf diese Weise seine literarische Tätigkeit als Ausdruck seiner Kreativität (ME als Herr von 5) fortsetzen konnte. Zugleich erhoffte er sich neue Kontakte, die jedoch nicht zustande kamen.

Der große Durchbruch als Schriftsteller gelang Jules Verne jedoch erst 1863 mit dem Roman „Fünf Wochen im Ballon“. Neben seiner reichen Phantasie, seinem Interesse an Reisen und Abenteuer (UR in 9) verstand es Jules Verne hervorragend, Wissenschaft und Literatur überzeugend in Einklang zu bringen. Mars im 6. Haus Schütze im Sextil zu Uranus in 9., Herr vom MC Wassermann, weist auf sein technisches Verständnis, sein Interesse an Maschinen, Elektronik und Flugwesen hin. Uranus im 9. Haus sorgt für zukunftsorientierte Ideen und plötzliche Eingebungen. Mars Trigon Pluto setzt tief greifende Einsichten und spirituelle Kräfte frei, die Jules Verne mit Mond (Herr von 3) Sextil Neptun intuitiv gespürt und in seine Erzählungen integriert haben dürfte, wobei der Anstoß vorrangig von der zukunftsorientierten Sonne- Merkur-Konjunktion im Wassermann ausgegangen sein müsste, die für universelles Wissen sorgt und darauf schließen lässt, dass Jules Verne seiner Zeit oftmals geistig weit vorauseilte. Jules Verne war Autor zahlreicher bekannter, zu seiner Zeit fast utopischer Romane, wie „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „20000 Meilen unter den Meeren“ und viele mehr. Obwohl er als „Vater der Science Fiction“ gilt, hat er sich selbst nie so empfunden, was er in einem Interview 1902 zum Ausdruck brachte:

„Vielleicht werden Sie überrascht sein zu erfahren, dass ich nicht besonders hochmütig geworden bin, über Auto, U-Boot und lenkbares Luftschiff geschrieben zu haben, bevor sie in das Reich der wissenschaftlichen Wirklichkeit eingetreten sind. Als ich in meinen Schriften von ihnen wie von tatsächlichen Dingen gesprochen habe, da waren sie zur Hälfte schon erfunden. Ich habe lediglich eine Fiktion aus dem entwickelt, was in der Folge zur Tatsache werden musste, und so ist meine Absicht mit diesem Verfahren auch nicht das Prophetisieren gewesen, sondern geographisches Wissen unter der Jugend zu verbreiten, indem ich es auf größtmögliche Weise anziehend gestalte.“

Quellenangaben:
Freiherr von Klöckler: Berufsbegabung und Berufsschicksal. Leipzig, 1928, S. 99
Volker Dehs: Jules Verne. Reinbek 1993 (S. 28 + S. 69)




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